Was
ist Zeit, was ist Geschwindigkeit?
Ein Physiker kann das vielleicht mit dem
Cäsium-Atom erklären, aber empfinden das auch
so die Menschen? Warum erscheint eine
Stunde so lang, wenn wir hungrig auf das
Essen im Restaurant warten und warum
so kurz, wenn wir uns dabei in angenehmer Gesellschaft
befinden?
Der Film konfrontiert die
Objektivität der gemessenen Geschwindigkeit mit der Subjektivität
der Empfindung. Er
zeigt eine Reise mit fast 1000 km/h von Frankfurt nach
New York in 8 Stunden 26 Minuten.
Obwohl er objektiv die schnellste Reiseart in
der Geschichte der Menschheit abbildet,
ist er subjektiv eine scheinbar endlose Angelegenheit
- wenigstens für
Menschen, deren Zeitgefühl durch die Unart der Medien,
alles in kleine Häppchen zu
hacken, erfolgreich manipuliert wurde.
Die Videobilder spiegeln die
Realität wider. Keine Schnitte, keine Kürzungen, keine
Schwenks, keine Manipulation. Seine
subjektiven Sehgewohnheiten werden den
Zuschauer irreführen. Wo der Flug
am schnellsten erscheint, ist er am langsamsten
(Start, Landung). In Wolken
verliert der Flug subjektiv jede Geschwindigkeit,
nicht aber real.
Auch das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt
Halberstadt ist eine Irritation für viele Menschen.
Kein menschliches Gehirn vermag der
Melodielinie zu folgen, aber dennoch ist sie Realität.
Die schnellstmögliche
Geschwindigkeit des Fluges wird mit der langsamsten der Halberstädter
Aufführung
konfrontiert.
Aber: Der Zuschauer wird keinen Gegensatz
empfinden, sondern eine Einheit.
Die subjektive Langsamkeit im Einklang mit
der objektiven.
Der Flug fand am 12.8.2005 statt, am
Jahrestag desTodes von John Cage.
Er folgte seinen Spuren und spannte den
Bogen über seinem Grab, dem Nordatlantik, indem
er zwei wichtige Stationen seines
Lebens verband, Frankfurt/ Darmstadt und New
York . Darmstadt war John Cage durch
die Neue Musik verbunden.
Bereits 1958 wirkte er dort als Dozent bei
den Ferienkursen für Neue Musik.In
Frankfurt wohnte er 1987 zur
Vorbereitung seiner EUROPERAS 1&2.
New York war die Stadt, in der er lebte
und starb.
Die Töne e, e´und
g#´´bilden den Soundtrack des Filmes.
Sie erklangen während des Fluges am
12.8.2005 in Halberstadt.